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Published in Hong Kong News on 06.08.2019

Hong Kong News: Ein Ende der Kontoproblematik in Sicht? Kontoeröffnungen sollen für Startups und SME's erleichtert werden

Führende Banken in Hong Kong "planen" die Anforderungen bei der Kontoeröffnung für Start-ups und SME's zu reduzieren.

Hong Kong hat den wohlverdienten Ruf, ein unkomplizierter Wirtschaftsstandort zu sein. Neuankömmlinge sind immer wieder davon beeindruckt, wie schnell sie ein Unternehmen registrieren und sich in der Stadt niederlassen können. Diese anfängliche Begeisterung erhält aber sehr oft einen herben Dämpfer wenn es darum geht, ein Bankkonto in Hong Kong zu eröffnen. Gelegentlich kann es sogar dazu kommen, dass der Kontoeröffnungsantrag für ein Start-up-Unternehmen mit der Begründung abgelehnt wird, dass das Unternehmen „zu jung“ sei. Dies erscheint jedoch reichlich merkwürdig, ist dies ja eine den Start-ups inhärente Eigenschaft ist. Es gibt auch Erfahrungsberichte darüber, dass Personen einen Monat nach Einreichung ihrer detaillierten Kontoeröffnungsunterlagen gebeten werden, Punkte wie das Geburtsdatum zu erklären und das, obwohl der potenzielle beireits Kunde eine Kopie seines Reisepasses vor Bankmitarbeitern unterschrieben und abgegeben hat.

Auch angesichts immer strengerer internationaler Vorschriften und KYC-Anforderungen (know-your-client), haben Banken in den letzten Jahren mehr Schritte in den Prozess der Kontoeröffnung eingeführt. Die internationalen Bemühungen zur Geldwäschebekämpfung und gegen die Terrorismusfinanzierung wurden nach und nach verstärkt. Globale Sanktionssysteme und andere regulatorische Anforderungen haben die Komplexität der Rahmenbedingungen erhöht. Finanzinstitute auf der ganzen Welt, einschließlich der Banken in Hong Kong, unterliegen inzwischen wesentlich strengeren internationalen Standards und haben daher die damit verbundenen Kontrollen im Allgemeinen verstärkt, einschließlich einer umfassenderen und sorgfältigeren Prüfung bestehender und vor allem neuer Kunden.

Durch den engen Dialog der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mit der Wirtschaft und Aufgrund von vielfachen Rückmeldungen aus dem Unternehmenssektor, ist die HKMA darauf aufmerksam geworden, dass einige Unternehmen nicht die gesamte Bandbreite an Bankdienstleistungen benötigen. Hierzu zählen vor allem kleine und mittlere Unternehmen (SME's), Start-up-Unternehmen und Unternehmen von außerhalb Hong Kongs, die eine Präsenz in Hong Kong anstreben. Die gesamte Bandbreite, die im Allgemeinen bei "traditionellen Bankkonten" angeboten wird, ist insbesondere nicht unmittelbar nach der Gründung oder in der Anfangsphase der Bankbeziehungen notwendig. Die HKMA hat daher gemeinsam mit den Banken die Einführung einer neuen Option geprüft, welche den Bedürfnissen von Firmenkunden in ihren Anfangsphasen gerecht werden soll, insbesondere wenn die potenziellen Kunden nicht ohne weiteres bestimmte Customer Due Diligence (CDD) Dokumente zur Verfügung stellen können. Aus diesem Grund hat die HKMA die Banken in Hong Kong dazu ermutigt, sogenannte "SBA-Dienstleistungen" einzuführen.


Wie unterscheiden sich Simple Bank Accounts (SBA) von gewöhnlichen Bankkonten?

"Simple Bank Account"-Dienstleistungen wurden dann auch von einigen Banken für zugelassene Firmenkunden auf Grundlage ihrer tatsächlichen Geschäftsanforderungen eingeführt. Ein SBA ist im Wesentlichen ein traditionelles Bankkonto, welches sich jedoch lediglich auf die Bereitstellung grundlegender Bankdienstleistungen wie Ein- und Auszahlungen, sowie lokale und grenzüberschreitende Überweisungen konzentriert, mit dem wichtigen Unterschied, dass die Anforderungen und benötigten Unterlagen für dessen Eröffnung auf ein adäquates Maß reduziert werden sollen. SBAs sollen im Vergleich zu traditionellen Konten einen engeren Leistungsumfang und ein geringeres Transaktionsvolumen bieten, so dass die damit verbundenen Risiken für die Banken relativ geringer sein und daher weniger umfangreiche Customer Due Diligence (CDD)-Maßnahmen bei der Kontoeröffnung durchgeführt werden müssen. Expanierende und wachsende Unternehmen, welche natürlich oftmals umfassendere Bankdienstleistungen benötigen, um ihren Geschäftsanforderungen gerecht zu werden, können ihre SBAs upgraden, indem sie die notwendigen CDD-Prozesse entsprechend den Anforderungen der Banken durchlaufen.

Bei der Bearbeitung von Anträgen auf Firmenkonten fordern Banken im Allgemeinen u.a. die folgenden Informationen oder die entsprechenden Originaldokumente an:

  • Firmenunterlagen (z.B. Gründungsurkunde) und Informationen über die Anschrift des eingetragenen Firmensitzes und der Hauptniederlassung
  • Informationen über den/die wirtschaftlichen Eigentümer
  • Zweck und beabsichtigte Art des Kontos
  • Persönliche Informationen über die handelnden Geschäftsführer

Je nach Fall und Gegebenheiten (wie z.B. dem Hintergrund der Antragsteller, den gewünschten Bankdienstleistungen usw.) und den Risikobewertungen der Banken, können die Banken auch verlangen, dass die Antragsteller weitere Unterlagen vorlegen.

Für SBAs müssen die Banken weiterhin die oben genannten Auskünfte für die vier Informationskategorien einholen, können dann aber auch weniger umfangreiche CDD-Maßnahmen durchführen, indem sie beispielsweise weniger detaillierte Informationen und Nachweise von den Antragstellern verlangen. Die einzelnen Banken entwerfen ihre eigenen SBAs auf der Grundlage ihrer Geschäftsstrategien und Risikobewertungen, sodass der Umfang der angebotenen Dienstleistungen und implementierten CDD-Maßnahmen variieren kann. Da es sich bei SBAs um schlankere CDD-Maßnahmen handeln soll, ist zu hoffen, dass sich der Kontoeröffnungsprozess für Start-ups und SME's verbessert. Der tatsächliche Zeitaufwand hängt natürlich von dem jeweiligen Einzelfall und der Verfügbarkeit der von den Antragstellern erforderlichen Informationen ab.

Die drei Hauptbanken in Hong Kong (HSBC, Standard Chartered und Bank of China) sollen derartige SBA-Services eingeführt haben. Es soll bereits eine ganze Reihe von Konten, die unter den SBA Anforderungen erfolgreich eröffnet wurden geben, und es werden immer mehr Anfragen und neue Anträge von den Banken bearbeitet. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Hong Konger Banken eine wirkliche Verbesserung bei den Kontoeröffnungen in die Wege geleitet haben, oder ob es sich hier lediglich um positive Einzelfälle gehandelt hat. Bisher sind die Hong Konger Banken eine Verbesserung ihrer Dienstleistungen schuldig geblieben.