Published on 18.10.2019
Vergleich der beiden asiatischen Kraftpakete Hong Kong & Singapur vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Hong Kong
Singapur und Hong Kong sind seit langem die wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Asien, für Unternehmen, die planen, ihr Geschäft nach Asien auszuweiten.
Über die letzten Jahre war das Rennen um den besten Business Standort in Asien immer eine knappe Angelegenheit zwischen dem Stadtstaat Singapur und der Sonderverwaltungszone Hong Kong. Beide führten in der Vergangenheit oft die Liste der freiesten Volkswirtschaften an.
Singapur und Hong Kong sind seit langem die wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Asien, für Unternehmen, die planen, ihr Geschäft nach Asien auszuweiten.
Über die letzten Jahre war das Rennen um den besten Business Standort in Asien immer eine knappe Angelegenheit zwischen dem Stadtstaat Singapur und der Sonderverwaltungszone Hong Kong. Beide führten in der Vergangenheit oft die Liste der freiesten Volkswirtschaften an.
Im „Ease of doing Business” Ranking 2019 der Weltbank belegt Singapur insgesamt den 2. Platz, während Hong Kong den 4. Platz einnimmt. Den „2019 Index of Economic Freedom“ der Heritage Foundation führt Hong Kong auf Platz 1 an, vor Singapur auf Platz 2. Hong Kong wird hier seit 25 Jahren in Folge als die freieste Wirtschaft der Welt eingestuft.
Der Grund für diese Vormachtstellung ist naheliegend. Beide Städte verfügen über gute Rechts- und Unternehmenssysteme mit durchgängig englischer Sprache und eine starke Finanzwirtschaft. Aufgrund der gemeinsamen Vorteile gegenüber anderen Standorten werden Hong Kong und Singapur gerne als Langzeitrivalen bezeichnet. Beide habe aber jeweils Stärken, die unterschiedlich voneinander betrachtet werden müssen.
Hong Kong ist das Zugangstor zum chinesischen Festland.
Als das chinesische Festland für Auslandsgeschäfte weitgehend geschlossen war, machten Hong Kongs geografische Nähe und die persönliche Beziehung zwischen den Menschen Hong Kongs und dem Festland es zu einem unverzichtbaren Vermittler. Als sich das Festland allmählich öffnete und sich die Möglichkeiten für ausländische Investitionen vervielfachten, wurde Hong Kong zu einem noch wichtigeren Tor nach China. Diese Entwicklung hat es zu einem der wohlhabendsten globalen Wirtschafts- und Finanzzentren der Welt gemacht.
Singapur bietet Zugang zu den Staaten Südost-Asiens
Während Hong Kong den Zugang zu Asiens derzeit größtem Wirtschaftsmarkt ermöglicht, ist Singapur als Basis für den Zugang zu den Staaten Südost-Asiens besser positioniert und näher an den Wachstumschancen von morgen.
Als Mitglied des ASEAN-Wirtschaftsblocks hat Singapur eine besondere Verbindung zu diesen Märkten und ist als regionaler Knotenpunkt ideal positioniert. Im Vergleich zu Hong Kong hat Singapur engere geografische und kulturelle Verbindungen zu Indien, einem weiteren asiatischen Wirtschaftsriesen.
Auch bei den Beziehungen zu anderen Ländern führt Singapur und hat mit 76 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen (DBAs) mehr als doppelt so viele wie Hong Kong mit derzeit 31 geschlossen. Außerdem hat Singapur 24 Freihandelsabkommen in Kraft, während Hong Kong nur sieben hat.
Auswirkungen der Proteste in Hong Kong
Die jüngsten politischen Entwicklungen und die damit verbundene Instabilität haben Hong Kongs Ruf sicherlich geschadet und wahrscheinlich auch dem Status, den Hong Kong lange Zeit als „Asians World City“ bei internationalen Geschäftsleuten hatte.
Hong Kong riskiert durch die angespannte Situation von seiner wirtschaftlichen Dynamik zu verlieren und zu einem zunehmend eindimensionalen Vehikel für chinesisches Kapital zu werden. Und da sich die regionalen Wachstumsmotoren weiter nach Süden verlagern, ist Singapur nach wie vor eine Option für ausländische Unternehmen, ihre regionalen Aktivitäten an der Stelle von Hong Kong zu etablieren.
Fast ein Viertel der Unternehmen in einer neuen Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Singapur denkt daran, Hong Kong zu verlassen, um den anhaltenden Protesten zu entgehen, wobei die meisten von ihnen Singapur als bevorzugten Standort betrachten. Ca. 1% der befragten Unternehmen hat bereits Pläne für einen Standortwechsel nach Singapur.
Hong Kong bleibt attraktiv für Unternehmen
Hong Kong wird trotzdem weiterhin eine entscheidende und unersetzliche Rolle für das Geschäft mit China spielen, auch wenn die politischen Risiken zunehmen. Hong Kong kann Funktionen erfüllen, die keine Stadt auf dem Festland erfüllen kann und ist in fast allen Aspekten des Geschäftslebens in China besser positioniert als Singapur.
Einige Institutionen Hong Kongs mögen zwar derzeit vor großen Herausforderungen stehen, aber die einzigartigen Funktionen, die die Stadt sowohl für chinesische Unternehmen auf dem Festland als auch für internationale Investoren bietet machen sie unverzichtbar.
Hierzu gehören u.a.:
• Hong Kong als juristisch sicherer Standort im Verhältnis zu China
• Hong Kong als Plattform für den Kapitalfluss nach und aus China
• Hong Kong als Standort des freien Waren- und Devisenverkehrs im Verhältnis zu China
Obwohl vom Bedeutungsrückgang der Region die Rede ist, fließen nach wie vor etwa 64 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in das chinesische Festland und 65 Prozent der Direktinvestitionen aus dem Festland (ODI) durch Hong Kong.
Fazit
Für ausländische Investoren sollte eine Entscheidung, Aktivitäten in Hong Kong oder Singapur anzusiedeln, unter der Berücksichtigung des geplanten Geschäftsmodells sowie aller Stärken und Schwächen der jeweiligen Region, der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen und der Zielmärkte getroffen werden.