Published in China News on 23.05.2016
CHINA NEWS: Chancen aus Chinas 13. Fünfjahresplan (Teil 1)
Der chinesische nationale Volkskongress billigte im März 2016 den 13. Fünfjahresplan für die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Volksrepublik China.
Er gibt China damit die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leitlinien für die kommenden fünf Jahre vor und ist daher zunächst als Konzept mit Arbeitschwerpunkten zu sehen, dessen Details zur Umsetzung erst später folgen werden.
Der für die Jahre 2016 bis 2020 bestimmte Plan basiert auf den Grundsätzen der „Innovation, Koordination, des grünes Wachstums, der Öffnung sowie des Austausches“.
Ziel ist es – trotz der Herausforderungen, die durch nationale und internationale Veränderungen entstehen – die Qualität der Entwicklung zu verbessern. Damit soll die Schaffung einer angemessenen, wohlhabenden Gesellschaft gesichert werden.
Die Intensivierung von Innovation und Forschung stellen neben der Entwicklung von Dienstleistungen eine bedeutende Antriebskraft für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft dar. Darüberhinaus soll eine zunehmende Urbanisierung zu einer höheren Produktivität und geringeren Umweltbelastungen führen, da beispielsweise negative Effekte des Pendelns, wie eben die starke Umweltbelastung und der längere Anfahrtsweg zur Arbeitsstelle wegfallen.
Der 13. Fünfjahresplan betont seinen Einfluss auf die Wirtschaft Chinas. So soll u.a. auch die Kooperation mit Hong Kong weiter ausgebaut werden. Hong Kong stellt dann nicht mehr nur eine Verbindung zwischen Festland, Außenhandel und wirtschaftlicher Kooperation dar, sondern soll erste Anlaufstelle für Unternehmen vom Festland sein, um finanzielle, rechtliche und andere Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können. Durch die Zusammenarbeit von Festland China und Hong Kong soll Hong Kongs Position als Finanz- Transport- und Handelszentrum noch weiter gestärkt werden. Es spielt somit eine nicht unentscheidene Rolle bei der Öffnung Chinas.
Ein neues Konzept:
Was die wirtschaftliche Entwicklung des Landes anbetrifft, setzt der Fünfjahresplan auf ein mittleres Wachstumsniveau um das Versprechen der Partei – die Verdopplung des BIPs zwischen 2010 und 2020 – zu erfüllen. (BIP 2010: 6.005,25 Mrd US$, BIP 2015: 10.982,83 Mrd. US$).
Es wird sowohl eine Modernisierung der Industrie als auch der Landwirtschaft gefordert sowie eine Erhöhung des Anteils des Dienstleistungssektors am BIP.
Quelle: HKTDC Research „Opportunities Arising from China's 13th Five-Year Plan: An Overview“, 08 April 2016
Im Vergleich zu den beiden letzten Jahrezehnten zeigt sich, dass sich der 13. Fünfjahresplan klar durch ein langsameres Wirtschaftswachstum unterscheidet. Die durchschnitlliche jährliche Wachstumsrate des realen BIPs sinkt dabei von 7,8% in den vergangenen fünf Jahren auf nun 6,5%.
Neben der globalen Konjunkturabschwächung erfährt China ebenfalls einen Rückgang im Außenhandel. Ein träges Investitionswachstum sowie Überkapazitäten in einigen Industriebranchen wird manche Unternehmen in Schwierigkeiten bringen und die Wirtschaft wird für einen gewissen Zeitraum einem unausweichlichen Abwärtsdruck ausgesetzt.
Quelle: HKTDC, National Bureau of Statistics of China; Government Work Report, March 2016; and 13th Five-Year Plan
Trotz aller Probleme hat sich China in den letzten Jahren zur zweitgrößten Volkswirtschaft entwickelt. Nicht zuletzt wird dies an dem Lebensstandart der Menschen deutlich der sich deutlich verbessert hat. Das Pro-Kopf Einkommen der Stadtbewohner stieg von umgerechnet ca. 665 US$ im Jahr 1995 auf gut 4.815 US$ im Jahr 2015. Auch in ländlichen Gebieten ist eine Einkommenssteigerung zu verzeichnen (von 246 US$ auf 1753 US$).
Die deutliche höheren Einkommen kurbeln dadurch den Konsum innerhalb des Landes an. Der gesamte Einzelhandelsumsatz von Konsumgütern stieg in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 90% (2015: 3573 Mio. US$) und ist damit nicht weit von den USA entfernt.
Premier Li Keqiang betonte dazu, dass jedes Prozent um das sie heute wachsen eine höhere Bedeutung für die Wirtschaft hat als ein Wachstum von 1,5 Prozent vor fünf Jahren oder ein Wachstum von 2,5 Prozent vor zehn Jahren.
Quelle: (HKTDC, National Bureau of Statistics of China; Government Work Report, March 2016; and 13th Five-Year Plan)
Um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten, ist es eine weitere Aufgabe des Fünfjahresplans neue Treiber für das Wirtschaftswachstum zu finden, die vermeiden, dass die Wirtschaft unter den Zwängen des Entwicklungsmodells der Vergangenheit stagniert. Zudem soll vermieden werden aufgrund von mangelnder Wachstumsdynamik in die „Falle des mittleren Einkommens“ zu geraten, unter der man die Siutation versteht, in der eine Volkswirtschaft durch hohe Löhne und einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit gehemmt ist und daher nicht weiter als das mittlere Einkommen expandieren kann.
Trotz einer nach wie vor positiven Wirtschaftsentwicklung sowie wachsenden industriellen und gewerblichen Tätigkeiten steigen die wirtschaftlichen Kosten sowie die sozialen Probleme in China, was sowohl in der Regierung, als auch in der Öffentlichkeit zu großen Bedenken führt. Umwelt- und andere Verschmutzungsprobleme haben in vielen Regionen direkten Einfluss auf die Existenzgrundlagen der Menschen.
Darüberhinaus besteht ein Arbeitskräftemangel in den Küstengebieten. Das führt zusammen mit Platzmangel (Folge der Urbansierung) zu höheren Grundstückspreisen und Schwierigkeiten bei der Personaleinstellung. Steigende Produktions- und Geschäftskosten, sind in den letzten Jahren daher keine Seltenheit.
Auf der anderen Seite führte die rasche wirtschaftliche Expansion zu einer steigenden Wertschöpfung in der chinesischen Industrie. Zweifelsohne ist China in der Produktion von vielen Konsum- und Industriegütern führend. So macht in China gefertigte Kleidung, Spielzeug, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik einen großen Teil der globalen Produktion aus. Steigende Kosten und träge Märkte in Übersee führen dazu, dass chinesische Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Modernisierungen zu erhöhen versuchen. Trotzdem sind die meisten industriellen Tätigkeiten durch arbeitsintensive Produktionsprozesse von Low-Tech-Produkten mit relativ dünnen Gewinnmargen gekennzeichnet. Hier geht es zu Teil 2