The Tran Quoc pagoda in Hanoi

Veröffentlicht in ASEAN News am 13.07.2020

ASEAN News: Freihandelsabkommen zwischen EU-Vietnam

Vietnam ist der zweitgrößte Handelspartner der EU in Südostasien, mit einem Handelsvolumen von 56 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Es wird erwartet, dass das Freihandelsabkommen (FTA) mit der EU die Wettbewerbsfähigkeit Vietnams weiter verbessern und seine Attraktivität für Investoren erhöhen wird. Vor allem Unternehmen, die ihre Fabriken aus China verlagern, können davon profitieren.
Bisher war Singapur das einzige Land in Südostasien, das ein Freihandelsabkommen mit der EU hat.

Details des Freihandelsabkommen

Vietnams Nationalversammlung ratifizierte das bedeutende Handelsabkommen mit der Europäischen Union Anfang Juni 2020, das voraussichtlich den verarbeitenden und den Exportsektor des Landes ankurbeln wird. Wenn das Abkommen im Juli 2020 in Kraft tritt, wird die EU 85 % ihrer Zölle auf vietnamesische Waren aufheben und den Rest in den nächsten sieben Jahren schrittweise abbauen. Vietnam wird 49% seiner Einfuhrzölle auf EU-Exporte aufheben und den Rest im Laufe der nächsten 10 Jahre schrittweise abbauen.

Schutz ausländischer Investoren

Die Gesetzgeber ratifizierten auch einen zweiten Pakt, der Investoren schützen soll. Dadurch werden EU-Unternehmen bei der Bewerbung um öffentliche Aufträge in Vietnam gleich behandelt wie einheimische Bieter. Außerdem verpflichtet sich Vietnam zur Einhaltung von Standards für nachhaltige Entwicklung, einschließlich der Verbesserung seiner Menschenrechtsbilanz und des Schutzes der Arbeitnehmerrechte.

Vietnam und Corona

Im Zuge der Corona Krise wurde die Wirtschaft Vietnams wie überall anderswo auch in Mitleidenschaft gezogen, da die Maßnahmen im In- und Ausland den Waren- und Personenverkehr einschränkten.
Die Pandemie offenbarte aber auch aktuelle Mängel im vietnamesischen Produktionssektor. Nach der Wiedereröffnung der vietnamesischen Fabriken wurden Produktionen durch einen Mangel an Materiallieferungen aus China eingeschränkt. Dies galt insbesondere für Textilien, Schuhe und Elektronik, die wichtigsten Exportgüter des Landes.

Auswirkungen des Freihandelsabkommen auf Vietnam und Deutschland

Experten gehen davon aus, dass das FTA zu der positiven Dynamik beitragen wird, die die Produktion nach Vietnam zieht. Hersteller, die sich in der Region ansiedeln und einen wettbewerbsfähigeren Zugang zu den EU-Märkten anstreben, werden infolge des FTA eher geneigt sein, ihre Produktion nach Vietnam zu verlagern.
Vietnam erhofft sich von dem Abkommen einen wirtschaftlichen Auftrieb - die EU schätzt das langfristige Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf 15 Prozent.
Auch für die deutsche Wirtschaft kann die Übereinkunft ein bedeutender Impuls sein. Beim deutsch-vietnamesischen Handelsvolumen - derzeit bei knapp 13 Milliarden Euro – wird ein deutlicher Anstieg auf rund 20 Milliarden Euro in den nächsten Jahren erwartet.