Veröffentlicht in ASEAN News am 13.11.2020

ASEAN-Reihe: Philippinen

Die philippinische Wirtschaft weist ein deutliches Gefälle auf: moderne Elektronikindustrie und ein boomender Dienstleistungssektor auf der einen Seite, Armut und Subsistenzlandwirtschaft auf der anderen. Hinzu kommt eine Entwicklungsungleichheit zwischen dem Großraum Manila („National Capital Region“ / NCR), der vielerorts den Entwicklungsstand eines Schwellenlandes widerspiegelt, und den wirtschaftlich rückständigeren Provinzen und abgeschiedenen Inseln.

In der Landwirtschaft sind noch rund ein Drittel aller Arbeitskräfte beschäftigt, ihr Anteil am BIP beträgt jedoch nur etwa 10 Prozent. Die Industrie trägt ca. ein Drittel zur Entstehung des BIP bei. Ein wichtiges Standbein ist dabei die Elektronikindustrie. Halbleiter, Elektronik und Elektrotechnik machten in den vergangenen Jahren mehr als die Hälfte der philippinischen Exporte aus. Wichtige Wachstumssektoren sind auch der Bausektor, Bergbau, die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie der Bereich der Infrastruktur.

Neben dem angesprochenen Bergbausektor der von großen Gold, Silber, Chromit und Kupfer Vorräten profitiert und seit 2004 durch ein neues Investorengesetz wieder aufblüht, welches wieder 100% ausländischen Firmenbesitz ermöglicht. Sind auf den Philippinen schon lange andere internationale Konzerne vertreten. So baut Texas Instruments seit 20 Jahren einen Großteil Ihrer digitalen Signalprozessorchips (DSP) für Mobiltelefone in Baguio. Auch Bosch produziert einen Großteil ihrer ABS Bremssysteme auf den Philippinen.

Besonders profitieren die Philippinen von natürliche Tiefseehäfen, die den Bau und die Reparatur von Frachtschiffen und den Betrieb von Containerhäfen erleichtern und das Rückgrat, der Logistik von Manila und den anderen vier großen Hafenstädten, bildet.

Obwohl das Wachstum auf den Philippinen in den vergangenen Jahren nicht so stark war wie in Vietnam oder Thailand -den Länder mit den höchsten Wachstumsraten in der ASEAN-Region- ist es im Vergleich zu diesen Ländern jedoch sehr stetig. Im Vergleich zu Vietnam hat das Land eine kontinuierlichere politische Führung und im Vergleich zu Thailand ist es weniger abhängig von Touristen. Seit 1990 konnte die Philippinische Wirtschaft so mit durchschnittlich 7,56% wachsen, gemessen am BIP pro Erwerbstätigen (Produktivität) im Jahr 2017 lagen die Philippinen mit rund 17.000 US-Dollar pro Erwerbstätigen im regionalen Mittelfeld.

Auswirkungen der Corona Pandemie und fiskale Anreize der Regierung

Schon Anfang des Jahres 2020 hat die Wirtschaft unter dem Ausbruch des Taal-Vulkans gelitten, verschlimmert hat sich diese Situation natürlich mit dem Ausbruch des Corona Virus.
Anfang März wurde die Hauptinsel Luzon -welche 70% des nationalen BIP erwirtschaftet- unter eine generelle Quarantäne gestellt. Die Reise-, Ausgangs- und Wirtschaftlichen Beschränkungen halten zum Teil bis heute an, im Vergleich zum Höhepunkt der Pandemie haben lediglich alle Läden geöffnet.
Philippinische Burger dürfen das Land nur unter Auflagen verlassen und Ausländer können bis heute nicht einreisen. All diese Maßnahmen inklusive der Einstellung des Personen Nah- und Fernverkehrs innerhalb des Landes, haben die Wirtschaft schwer getroffen.

Die Maßnahmen haben zwar Wirkung gegen Corona gezeigt jedoch ist das BIP im Q2 2020 um 0,2% geschrumpft und im Q3 2020 um schätzungsweise um 16-19%. Die philippinische Zentralbank geht, ähnlich wie internationale Analysten, derzeit von einem BIP Wachstum von -8% für das Gesamtjahr aus.

Um diesem tiefen Einschnitt entgegenzuwirken hat die Regierung ein Konjunkturpaket im Umfang von 1,3 Billionen PHP (rund 23 Mrd. Euro) für die Zeit nach der Pandemie verabschiedet, um an den hohen Wachstumsraten der Vorjahre anknüpfen zu können. Mit 300 Mrd. Pesos soll die „National Emergency and Investment Corporation“ versuchen, den durch COVID-19 verursachten Schaden für die Wirtschaft zu minimieren; 200 Mrd. Peso werde für Lohnsubventionen und die Gewährung zinsloser Darlehen zur Unterstützung von Klein- und Mittelgroßen Unternehmen bereitgestellt. Um sicherzustellen, dass die breite Mittelschicht nicht in die Arbeitslosigkeit abrutscht.

Auch die Zentralbank versucht, die Wirtschaft weiter anzukurbeln, nach einer Zinssenkung im März um 50 Basispunkte auf das neue Rekordniveau von 2,75% kam es im Juli zu einer weiteren Absenkung um 0,5 Prozentpunkte auf 2,25%.
Die Bänker der Zentralbank betonen, dass es weiterhin Raum für Zinssenkungen gebe. Wenn man die philippinisches Geldpolitik mit anderen Ländern vergleiche, in denen das Niveau bereits deutlich tiefer läge. Auch werde der philippinische Peso gestützt durch ausreichende Reserven an Fremdwährungen.

Die japanische Ratingagentur Japan Credit Rating Agency (JCR) hat die Philippinen Mitte des Jahres sogar erstmalig von BBB+ auf ein A-Rating hochgesetzt, das höchsten Niveau, das jemals für die Philippinen vergeben wurde. Langfristig angelegte Reformen zur Modernisierung des Finanzsektors, wie die Investitionen in die Nutzung elektronischer Zahlungsmöglichkeiten und die Verbesserung der Banken Infrastruktur, seien laut der JCR aber unbedingt notwendig.

Wirtschaftlicher Ausblick der Philippinen

Die niedrige Verschuldung des Landes, der solide geführter Staatshaushalt und angemessene Devisenreserven ermöglichen es der Regierung, wenn nötig zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen. Abwärtsrisiken bestehen auch im nächsten Jahr. Da eine langsame globale Erholung wahrscheinlich ist, die den Handel, die Investitionen und auch die Rücküberweisungen philippinischer Arbeitsmigranten aus Übersee schwer belasten könnte.

Das kontinuierlich hohe Wachstum der philippinischen Wirtschaft beruht zu einem großen Teil auch auf dem sehr aktiven Bau- und Infrastruktursektor. Dieser Sektor und die damit in Zusammenhang stehenden Engineering-Leistungen erwiesen sich in den vergangenen Jahren als eines der Zugpferde für das hohe Wirtschaftswachstum (2017: +6,7 %, 2018: +6,2%). Der Infrastruktursektor steht spätestens seit dem Amtsantritt von Präsident Duterte im Rampenlicht des Regierungsprogramms. Unter dem Motto „Build! Build! Build!“ sollen die Staatsausgaben für Infrastruktur in den nächsten Jahren auf über 7% des Bruttoinlandsprodukts angehoben werden.

Konkrete Geschäftsmöglichkeiten für Deutsche bieten sich dabei insbesondere in Sektoren, in denen viel Know-how gefragt wird. Anbieter von Elektronischen Bauteilen, Autoteilen, Maschinen, technischen Geräten, Baumaterialien, Hoch- und Tiefbauleistungen haben viele Möglichkeiten sich wirtschaftlich auf den Philippinen zu betätigen.
Auch die rasch wachsende Bevölkerung, die einen Großteil des Einkommens für Nahrungsmittel und Getränke ausgibt, macht die Lebensmittelindustrie auf den Philippinen zu einer attraktiven Branche.