Veröffentlicht in ASEAN News am 25.11.2020
ASEAN Reihe: Brunei, Laos, Kambodscha, Myanmar
Die vier am wenigsten wirtschaftlich entwickelten Länder in Süd-West-Asien sind Kambodscha, Myanmar und Laos. Und auch Brunei zählt zu den ökonomisch weniger wichtigen Staaten in der Region.
1. Brunei
Das Sultanat Brunei liegt als Enklave auf der Hauptinsel Malaysias und ist eines der am weitesten entwickelten ASEAN-Staaten. Mit dem Export des vorhandenen Erdöl- und Erdgasvorkommens generiert das Land ca. 70% seines Bruttoinlandsprodukts und stellt so 99% der nationalen Exporte. Jedoch plant Brunei zur Zeit die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen zu verringern und dafür den Innovations- und Technologiemarkt zu stärken. Damit eröffnet Brunei ausländischen Investoren den Markt.
Bisher haben nur wenige deutsche Firmen ihren Weg nach Brunei gefunden. Siemens, Heidelberg Zement und Thyssen Krupp sind u.a. hier zu finden. Die gut gebildete und englisch sprechende Bevölkerung macht einen Einstieg in den hiesigen Markt leicht.
Wawasan Brunei 2035 ist ein Entwicklungsprojekt erstmals erwähnt in 2004. Ausländische Investoren und lokale Unternehmen sollen gefördert werden, um den Staat an die Spitze der am besten gebildeten Einwohner mit hohem Einkommen zu bringen.
Ein weiteres Projekt ist das Pulau Muara Besar Project. Es beinhaltet die Schaffung eines Tiefwasserhafens und angeschlossenem Industriekomplex.
Seit der Gründung der ASEAN ist Brunei zwar Mitglied und es wurden viele Freihandelsabkommen geschlossen - das letzte trat im Oktober 2020 mit Hongkong in Kraft - jedoch bleibt die Wirtschaftslandschaft bisher kaum diversifiziert. Darüber hinaus hat Brunei eine relativ kleine Anzahl an Bewohnern und benötigt wahrscheinlich Gastarbeiter, um den steigenden Bedarf zu entsprechen.
Nennenswert ist die kostenlose Schulbildung, Gesundheitsversorgung, sowie die Körperschaftsteuer, die bei lediglich 18,5% liegt und die einzige Steuer ist, die erhoben wird.
2. Kambodscha
Geographisch gut gelegen in der Mitte der ASEAN Staaten, gelang Kambodscha gleichmäßiges Wachstum. Deutsche Firmen fanden bisher kaum ihren Weg nach Kambodscha, da Thailand und Vietnam - als geographische Nachbarn - bisher attraktiver waren. Jedoch sind geringe Gehälter des Landes und die Nähe zu Produktionsstätten ein gutes Zugpferd für die Errichtung neuer Supply-Firmen.
Der medizinische Sektor spielt dabei eine große Rolle. Herstellung von medizinischem Equipment und Pharmazeutika führten zu einem Anstieg des Durchschnittalters und Einkommens. Hier liegen besonders für den ausländischen Markt wachsende Möglichkeiten des Investments.
Die Regierung plant eine Errichtung von Sonderwirtschaftszonen entlang der thailändischen Grenze und sollen den Markt für Supply-Chain Fabriken stärken.
Kambodscha war vor der Covid-19 Krise ein wichtiges Land der Textilproduktion, in den letzten Monaten wurde es jedoch durch Überschwemmungen und die Schließungen vieler Fabriken hart getroffen. Ausschlaggebend war hier nicht das Infektionsgeschehen vor Ort, denn es wird nur von einigen hundert Infektionen berichtet, sondern vielmehr der Rückgang der globalen Nachfrage.
Wesentlich für die positive wirtschaftliche Entwicklung Kambodschas in den letzten Jahren, sind vor allen Dingen die hohen Investitionen Chinas in das Land. Durch die aber auch eine enorme Abhängigkeit zur Regierung Chinas hervorgeht.
3. Laos
In den letzten 30 Jahren gelang es Laos viele neue Reformen zu machen und neue Institutionen zu implementieren. Dadurch gelang es dem Land einen langsamen, aber erfolgreichen Aufstieg in wirtschaftlicher Hinsicht zu schaffen. Besonders Nachhaltigkeit und umweltfreundliches Wachstum stehen im Hauptaugenmerk.
Eine ähnliche Partnerschaft wie Kambodscha hat Laos mit China geschlossen. Einerseits profitiert die nationale Wirtschaft von den hohen Direktinvestitionen der Chinesen und kann sich von einer landwirtschaftlich geprägten Ökonomie abwenden, andererseits hat China großen Einfluss auf das Land.
Die Schaffung einer Zugverbindung zwischen China und Laos - wahrscheinlich 2021 fertig gestellt - wird Kunming (Yunnan Provinz/China) mit Vientiane (Laos) verbinden. Einige internationale Investoren beginnen Laos als low-cost Exportland zu nutzen.
Nichtsdestotrotz ist auch Laos - wie die anderen 3 Staaten - Mitglied der ASEAN und des neuen Freihandelsabkommens „RCEP“. Mittelfristig könnte sich Laos durch die vergleichsweise kostengünstige Produktion von Gütern so zu einem Schwellenland entwickeln.
4. Myanmar
In Myanmar wurde in diesem Jahr die Friedensnobelpreisträgerin San Suu Kyi erneut zur Regierungschefin gewählt. Sie hat in den letzten Jahren schon einige Reformen zur Digitalisierung eingeleitet und Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, nun in Ihrer voraussichtlich letzten Amtszeit, wird sie wahrscheinlich versuchen die global zusammengebrochenen Lieferketten zu Gunsten Myanmars wiederherzustellen.
Myanmars Agrar- und Fischereiprodukte, Mineralien, Industriegüter und andere Güter werden hauptsächlich in Außenhandelspartnerländer exportiert, während das Land Investitions-, Zwischen- und Konsumgüter importiert.
Wie auch Laos und Kambodscha könnte das Land durch die günstige zur Verfügung stehende Arbeitskraft, ausländische Investitionen und so Einkommen für die Bevölkerung anziehen, die Wirtschaft und Infrastruktur zu entwickeln, um langfristig davon zu profitieren.